Grussworte
SPD-Fraktion des Abgeordnetenhauses Berlin
Berlin ist das Brennglas sozialer Entwicklungen unserer Gesellschaft.
Hier prallen die unterschiedlichen sozialen, ethnischen und kulturellen
Milieus mit all ihren Konflikten aufeinander. Berlin ist auch
der Ort, in dem die komplizierten Prozesse des Zusammenwachsens
von Ost und West ganz unmittelbar erlebt werden. Gleichzeitig
bietet die Stadt eine fast unendliche Vielfalt an sozialen und
kulturellen Projekten und Initiativen, an Sportvereinen, politischen
Organisationen und Parteien, in denen sich die Menschen als Bürgerinnen
und Bürger freiwillig engagieren.
Den gesellschaftspolitischen Rahmen bildet ein abnehmendes Interesse
an Bürgerinnen und Bürger an der Politik und eine extrem
schwierige Haushaltslage, die Einsparungen in allen Bereichen
des öffentliche Lebens nach sich zieht. Damit ist die Situation
nicht wesentlich anders als in anderen Teilen unseres Landes,
sie lässt sich aber gerade hier besonders scharf fokussieren.
Zur gleichen Zeit erleben die Menschen neue und eigenständige
Gestaltungsmöglichkeiten, die ihnen das Bewusstsein für
eine neue eigenverantwortliche Rolle als Bürgerin und Bürger
in einer demokratischen Gesellschaft eröffnen. Der Staat
steht vor der Frage, wie er in Zukunft das öffentliche Leben
mitgestalten will, ohne sich dabei aus der Verantwortung zu stehlen.
Dabei muss er Aufgaben, aber auch Macht an die Bevölkerung
abgeben.
Diesem Widerstreit zwischen Chance und Risiko für das freiwillige
Engagement in einer sich verändernden Gesellschaft wollen
wir auf unserer Tagung in Beiträgen und Diskussionsrunden
nachgehen. Wir als Parlamentsfraktion kooperieren bei dieser Veranstaltung
mit einem freien Träger. Damit wollen wir darauf hinweisen:
Die Demokratie braucht das freiwillige Engagement der Bürgerinnen
und Bürger, die Bürgergesellschaft.
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Klaus Wowereit
Fraktionsvorsitzender
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Karin Sarantis-Aridas
Sozialpolitische Sprecherin |
Akademie für Ehrenamtlichkeit (fjs e.V.)
Diskussionen zur Zukunft des Ehrenamtes in der Jugendhilfe werden
häufig losgelöst von der allgemeinen Strategiediskussion
zum Verhältnis von Bürgergesellschaft und Staat geführt.
Häufig wird auch übersehen, dass die Ehrenamtlichen
in der Jugendhilfe mehr sind als die unbezahlten Helfer der hauptamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Circa 300.000 Menschen sind
in der Bundesrepublik Deutschland in Vorständen der freien
Jugendhilfe tätig. Ähnlich wie in der Politik ist das
ehrenamtliche Engagement der Bürger für ihr Gemeinwesen
hier eine unersetzbare Säule einer Bürgergesellschaft,
die gleichberechtigt gegenüber dem Staat funktioniert.
Diese Zusammenhänge sollen im Rahmen der gemeinsamen Tagung
aufgenommen und stärker in die öffentliche Diskussion
eingebracht werden. Die in dieser Form bisher ungewöhnliche
Kooperation zwischen einem Träger der freien Jugendhilfe
und einer Parlamentsfraktion stellt selber auch eine Botschaft
dar: das demokratische Gemeinwesen braucht die Bürgergesellschaft,
das freiwillige Engagement der Bürger.
Wir möchten das Augenmerk der Politiker und der Öffentlichkeit
auf den Sachverhalt richten, dass die Bürgergesellschaft
schon in vielfältiger Weise existiert und dass die Menschen,
die das Gemeinwesen durch ihr Engagement bewegen, als Partner
gewürdigt werden müssen.
Die Fraktion der SPD im Abgeordnetenhaus sucht neue Wege um das
bürgerschaftliche Engagement durch den Staat zu fördern.
Die Jugendhilfe spielt bei dabei eine wichtige Rolle. Die Strahlkraft
der Hauptstadt Berlin muss von uns gemeinsam genutzt werden, um
die Diskussion bundesweit anzuregen.
Dr. Klaus Spieler
Geschäftsführender stellv. Vorstandsvorsitzender
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